Elias Kettunen
Edge AI: Geschwindigkeit und Sicherheit für die Medizintechnik
"Geschwindigkeit und Datensicherheit sind die zwei Hauptgründe, weshalb Medizintechnik-Unternehmen auf Edge AI setzen."


Elias Kettunen ist Entwicklungsingenieur und Doktorand bei Cicor Nordic Engineering in Uppsala (Schweden). Wir haben mit ihm darüber gesprochen, weshalb Edge AI in der Medizintechnik immer wichtiger wird und wie die Technologie gewinnbringend in Anwendungen integriert werden kann.
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Edge AI in der Medizintechnik – Das vollständige Interview mit Elias Kettunen
Elias, Edge AI ist in der Medizintechnik gerade ein hochaktuelles Thema. Aber was ist das eigentlich genau?
Edge AI bezeichnet die Installation von KI-Modellen auf der lokalen Hardware von (medizinischen) Geräten statt auf einem Server. So werden Daten schneller verarbeitet und Latenzzeiten reduziert. Zudem kann dadurch der Datenschutz sichergestellt werden, was im Umgang mit Patientendaten unerlässlich ist. Die Technologie ist besonders relevant für Echtzeitüberwachung und Diagnosegeräte, wenn direkt verfügbare Ergebnisse benötigt werden.
Warum setzen immer mehr Medizintechnik-Unternehmen auf diese Technologie?
Edge AI bietet zwei wesentliche Vorteile: Geschwindigkeit und Datensicherheit. Geräte können damit Daten in Echtzeit auswerten und nutzen, was in vielen medizinischen Anwendungen von Vorteil ist. Indem sensible Daten direkt auf dem Gerät gespeichert werden, können Edge-AI-Systeme Datenübertragungen reduzieren und die regulatorische Compliance in gewissen Bereichen vereinfachen, insbesondere beim Datenschutz und bei der Datenhoheit. In einem stark regulierten Markt wie jenem für Medizingeräte ist die Reduktion von Compliance-Risiken ein klarer Wettbewerbsvorteil.
Was sind Herausforderungen bei der Integration von Edge AI in Medizingeräte?
Die grösste Herausforderung sind die Einschränkungen. Edge AI läuft auf Geräten mit eingeschränkter Rechenleistung, beschränktem Speicherplatz und stark limitierter Stromversorgung. Hier muss vorsichtig optimiert werden. Zudem gibt es regulatorische Rahmenbedingungen, die zum Beispiel aus der EU-Verordnung über Medizinprodukte oder der neuen KI-Regulierung hervorgehen. In medizinischen Projekten muss der Einsatz von KI strikte Anforderungen erfüllen und, wie in den erwähnten Regelwerken gefordert, dokumentiert werden. Ohne entsprechende Planung kann dies zu Verzögerungen oder Anpassungsaufwand führen.
"Geschwindigkeit und Datensicherheit sind die zwei Hauptgründe, weshalb Medizintechnik-Unternehmen auf Edge AI setzen."
Wie unterstützt Cicor Kundinnen und Kunden in diesem Bereich?
Edge AI ist im Vergleich zu herkömmlicher KI viel stärker von der physischen Hardware abhängig. Cicor kombiniert die Entwicklung und die Fertigung von Geräten, wodurch wir alle Aspekte von Beginn weg mitdenken können – von der KI-Integration über das Design der Leiterplatte bis zum Prototyping und den Testverfahren. Unser Team in Schweden hat viel Erfahrung mit KI-Systemen und regulatorischer Compliance, und wir arbeiten eng mit anderen Cicor-Standorten rund um den Globus zusammen. Dadurch können wir sowohl lokal als auch international Unterstützung bieten und sicherstellen, dass Geräte effizient gefertigt werden können.
Kannst du uns ein aktuelles Projekt vorstellen?
Bei einem unserer Projekte ging es um eine Plattform für vorausschauende Wartung. Es sollten Daten eines Beschleunigungsmessers genutzt werden, um Anomalien in Lagern zu entdecken. Das war zwar kein Medizintechnik-Projekt, aber die technischen Aspekte waren vergleichbar. Ein anderes Beispiel ist ein digitales Stethoskop, bei dem wir mit sehr wenig physischem Raum und kleinem Budget auskommen mussten. In beiden Fällen basierte unser Erfolg auf raschen Entwicklungsverfahren und der engen Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Fachbereichen. Herausfordernde Projekte wie diese sind immer eine wertvolle Lernerfahrung für alle Beteiligten. Das gewonnene Wissen können wir für das nächste Projekt nutzen.
Wie macht Cicor in solchen Projekten den Unterschied?
Cicor entwickelt Produkte nicht nur, sondern fertigt sie auch. Dadurch denken wir die Produktion bereits in der Entwicklung mit. So können wir teure Anpassungsschleifen vermeiden und Produkte schneller auf den Markt bringen. Wir haben zudem Ingenieurinnen und Ingenieure, die in unterschiedlichen Fachbereichen tätig sind, von der Entwicklung analoger Systeme und Embedded Systems über KI bis zu Compliance. So können wir umfassende Lösungen bieten. Dieser multidisziplinäre Ansatz ist eine grosse Stärke in komplexen Projekten.

"Da wir Entwicklung und Fertigung vereinen, können wir die Fertigung bereits in der Entwicklung mitdenken und teure Anpassungsschleifen vermeiden."
Wohin entwickelt sich Edge AI in den kommenden Jahren?
Ich gehe davon aus, dass die Technologie überall dort breiter angewendet wird, wo eingebettete Systeme zum Einsatz kommen, also auch in der Medizintechnik. Mögliche Anwendungen sind Echtzeitdiagnosen und Bildauswertungen. Wenn die Hardware besser wird und KI-Tools effizienter werden, wird man immer komplexere Anwendungen auf immer kleineren Geräten laufen lassen können.
Was gefällt dir besonders daran, mit Edge AI und Embedded Systems zu arbeiten?
Edge AI ist ein Feld, das sich rasant entwickelt und in diversen Fachbereichen immer wichtiger wird. Am interessantesten finde ich, dass es fortschrittliche Algorithmen mit sehr praktischen Einschränkungen kombiniert. In der echten Welt müssen wir Kosten, Grösse und Energieverbrauch limitieren und trotzdem eine verlässliche Lösung liefern. Es ist diese Kombination aus Innovation und Problemlösen, die mir gefällt.
Letzte Frage: Worauf könntest du bei der Arbeit nicht verzichten?
Ich brauche unendlich viel schwarzen Kaffee, einen Linux-Computer, drei Bildschirme und eine mechanische Tastatur – dann kann ich loslegen.
Über Elias
Elias Kettunen ist Entwicklungsingenieur und Doktorand bei Cicor Nordic Engineering in Uppsala (Schweden). Er verfügt über Erfahrung in der Entwicklung analoger Systeme und Embedded Systems sowie im Bereich künstliche Intelligenz und arbeitet an der Schnittstelle von Forschung und Entwicklung.

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